Stadtkapelle begeistert mit Spielfreude

Parktheater: Schwungvolles und mitreißendes Konzert mit Gastmusiker Manfred Bockschweiger an der Trompete

Bensheim. Auf höchstem Niveau präsentierte die Stadtkapelle Bensheim am Sonntag im Parktheater eine Auswahl an recht temperamentvollen und bekannten Werken von der Klassik bis hin zur modernen symphonischen Blasmusik, die vom zahlreich erschienen Publikum begeistert angenommen wurde.

 

Unter der Leitung von Werner Müller überzeugten die knapp 25 Musiker durchgängig mit Spielfreude, präziser Dynamik und konzentriertem Zusammenspiel. Besonderen Glanz verlieh dem Nachmittag das Mitwirken von Manfred Bockschweiger an der Solotrompete.


Manfred Bockschweiger ist seit 1993 als Trompeter am Staatstheater Darmstadt engagiert und seit 2004 als Solotrompeter. Sein Können und seine Leidenschaft für die Trompete machen ihn zu einem international gefragten Konzertsolisten. Trotz seiner Berufung in die Konzertsäle pflegt er aber auch immer die Zusammenarbeit mit ambitionierten Amateurmusikern.

 

Tell-Ouvertüre erster Höhepunkt

Gleich zu Beginn sorgte die Stadtkapelle mit der Ouvertüre zur Oper Wilhelm Tell für einen ersten Höhepunkt. Rossini setzt in diesem höchst anspruchsvollen Werk das Leben und die Natur der Schweizer Alpen in eine angenehm transparente musikalische Beschreibung um, die vom Orchester auch vermittelt werden konnte: Man hörte förmlich, wie die Natur am Morgen erwacht und anschließend ein heftiges Berggewitter niedergeht.

 

Im weiteren Verlauf werden die landschaftliche Schönheit und die Rufe der Hirten durch ein sehr filigranes Zusammenspiel in den Holzblasinstrumenten vertont, an diesem Nachmittag wunderbar gespielt von Martin Eichhorn an der Klarinette und Theresia Hebling an der Flöte. Und schließlich endet die Ouvertüre mit dem berühmten, enorm dynamischen Galopp, wobei das Orchester auch hier niemals Gefahr lief, seine Tonkultur zu verlieren. Akkurat abgestimmt im Zusammenspiel bot das Orchester zudem den Vortragswalzer „Gold und Silber“ von Franz Lehár. Dieser Konzertwalzer hebt sich mit seiner ausgeprägten Melodieorientierung von den eher „hüpferischen“ Rhythmen der Walzer aus dem Hause Strauß vorteilhaft ab.

 

Es folgte der erste Auftritt von Manfred Bockschweiger. Mit dem Marsch „Der Alte Dessauer“ bot er den Zuhörern das wohl das bekannteste Bravourstück für Solotrompeter in Deutschland, an diesem Nachmittag in einer konzertanten Bearbeitung von Franz Willy Neugebauer. Dieses Arrangement zeichnet sich durch ausgesprochen ausgefeilte Solostellen aus, bei denen der Solist durchweg durch seine äußerst präzise und artikulierte Darbietung bis in die höchsten Tonlagen überzeugen konnte. Im Weiteren zeigten die Musiker bei der „Fantasie aus der Oper La Traviata“ von Giuseppe Verdi viel Verständnis für die Inhalte der Vorlage. Die Darbietung war wohl abgestimmt in Klang und Zusammenspiel, mit schöner Betonung auf die sich mit der Melodieführung abwechselnden Stimmen.

 

Nach der Pause erklang der Florentiner Marsch in einer ungewöhnlichen Bearbeitung von Mnozil Brass, in die diese immer wieder auch verschiedene Tanzrhythmen mit einfließen lassen. Das Orchester meisterte den Marsch mit großer Routine und gestaltete die Übergänge zwischen Marsch- und Tanzrhythmen schön und spielerisch. Besonders bei den südamerikanischen Rhythmen konnte Jörg Lang mit seinem treibenden Tubaspiel überzeugen.

 

In der Folge nahm Moderator Markus Stafflinger das Publikum mit auf eine Reise durch ferne Länder. Zunächst ging es mit dem zweiten Solowerk von Manfred Bockschweiger nach Osteuropa: Seine Darbietung der „Slawischen Fantasie“ war geprägt von einer beeindruckenden Energie, Melancholie und Rasanz.

 

Die Virtuosität von Manfred Bockschweiger bot eine Vielfalt an Ausdruck und Eindrücken, die die Tanzfreude des osteuropäischen Kulturraums für das Publikum fast greifbar machte. Unterstützt wurde dies durch eine erfreulich zurückhaltende und präzise Begleitung des Orchesters, das die ständigen Wechsel in Dynamik und Tempo problemlos meisterte und dem Solisten den notwendigen Gestaltungsraum zugestand.

 

Gegen Ende des Konzerts ging die Reise weiter in die USA: „Moments for Morricone“ entführte mit den schönsten Melodien von Ennio Morricone in den Wilden Westen und abschließend luden die Musiker ein auf eine abenteuerliche Zugfahrt durch den US-Bundesstaat „Oregon“. Bei „Oregon“ handelt es sich um ein Werk des Niederländers Jacob de Haan. Es ist wohl eines der schönsten und erfolgreichsten Stücke der modernen symphonischen Blasmusik, mit dem der reguläre Teil des Konzerts endete.

 

 

Das Publikum dankte Orchester und Solist für einen ebenso kurzweiligen wie unterhaltsamen Nachmittag mit langanhaltendem Applaus und Ovationen im Stehen.


 red